Kombinierer Jakob Lange, Foto Berchtold |
„Wir haben ein so starkes DSV-Team. Die Schanze in Kuusamo ist extrem schwierig. Fabian Rießle und Jakob Lange tun sich auf kleineren Schanzen leichter, deshalb habe ich andere Athleten nominiert und die beiden dann für den zweiten Weltcup in Lillehammer gesetzt,“ sagt Hermann Weinbuch, DSV-Bundestrainer der Nordischen Kombinierer, auf Nachfrage unserer Redaktion, warum die beiden Besten der Deutschen Meisterschaften nicht beim Weltcupauftakt in Finnland dabei sein werden. „Aber Jakob hat mich bei den Deutschen Meisterschaften vor allem mit seiner starken und auch stabilen Sprungleistung doch sehr überrascht und sich deshalb auch den Startplatz in Lillehammer erarbeitet. Er hat eine sehr schwere Zeit hinter sich und sich wieder zurück gearbeitet.“ Wie es danach für Jakob Lange weiter geht, lässt der Bundestrainer offen, der von Weltcup zu Weltcup entscheiden will.
Der fehlenden Perspektive getrotzt
Jakob Lange, Foto Berchtold |
„Ich lasse mir keinen Druck mehr machen“
Austrainiert und gut gelaunt sitzt er beim Interview und rührt selbstverständlich den Kuchen nicht an. Er hat noch einmal drei Kilo abgenommen, derzeit einen Körperfettanteil von sechs Prozent und ist jetzt an seinem körperlichen Limit, das er persönlich gehen darf, erzählt er.
Möglichst wenig Gewicht zum Springen, aber genug Substanz für die Loipe, um dort mit der Weltspitze mithalten zu können, ist die große Herausforderung in der Nordischen Kombination. Wie schnell der Druck in Sachen Gewicht ins Negative kippen kann, hat Jakob Lange leidlich erfahren müssen. „Ich war im Weltcup etabliert und im August 2017 beim Sommer Grand Prix noch Dritter, hatte damals extrem viel trainiert, ein sehr niedriges Gewicht und mir dazu noch einen Infekt verschleppt. Dann kam der totale körperliche und auch mentale Kollaps, ich konnte drei Wochen später keine Treppe mehr steigen. Sich davon zu regenerieren, hat Jahre gedauert. Jetzt bin ich langsam wieder auf einem guten sportlichen Niveau und psychisch so stabil, dass ich Druck von außen und auch Enttäuschungen nicht mehr an mich ranlasse und meinen eigenen Weg gehe.“
Jakob Lange (Jg. 1995) ist gerade in den letzten Zügen seines Masterstudiums, baut sich ein Haus in Flintsbach, hat seine eigenen Sponsoren und will diese Saison, soweit das mit dem sportlichen Ehrgeiz eines Leistungssportlers möglich ist, einfach nur genießen und schauen, wie es läuft. „Ich freue mich, wenn ich bei dem einen oder anderen Weltcup dabei sein darf und kann vielleicht beim Continental-Cup meinen zwanzigsten Sieg einfahren. Das wäre nochmal ein weiterer neuer Meilenstein. Obwohl ich meistens auf eigene Faust mein Sprungtraining in Berchtesgaden mit Nachwuchsathleten absolviert habe, konnte ich mich stark verbessern. Das Material passt, ich fühle mich gut, weiß aber nicht, was meine Leistungen dann im Weltcup wirklich wert sind.“
Man darf gespannt sein. Auch, wie viele Weltcupchancen er dann wirklich bekommt und ob der Inngauer nach dieser Saison noch weitermachen wird. Mit 27 hätte er noch gute Perspektiven, vor allem, wenn die arrivierten älteren Athleten wie Erik Frenzel, Manuel Faißt, Fabian Rießle oder Johannes Rydzeck ihre Karrieren dann doch irgendwann beenden. Und so richtig viel und vor allem auch vielversprechender Nachwuchs kommt nicht nach. „Es müsste schon sehr gut laufen in dieser Saison und die Bedingungen seitens des DSV stimmen, dass ich noch eine Saison dranhänge“, sagt Jakob Lange dazu und freut sich jetzt erst einmal auf die ersten Trainingseinheiten im Schnee. Text: Petra Rapp